STOLPERSTEINE

Künstler und Initiator der Aktion „Stolpersteine“ Gunter Demnig hat am 23. Oktober insgesamt acht solcher Gedenksteine in Weinsberg (Kreis Heilbronn) verlegt (obere Abbildung).

Aktion Stolpersteine

Mit der Aktion „Stolpersteine“ erinnert der Künstler Gunter Demnig an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Gehweg einlässt. Inzwischen liegen Stolpersteine in 1265 Kommunen Deutschlands und in 21 Ländern Europas.

Stolpersteine in Weinsberg

Am 23. Oktober 2021 wurden acht „Stolpersteine“ in Weinsberg verlegt. Sie erinnern an die bisher weniger bekannten Weinsberger Opfer des Nationalsozialismus. Denn auch Weinsberger Bürgerinnen und Bürger mussten aufgrund ihres jüdischen Glaubens vor ihren eigenen Landsleuten aus ihrer Heimatstadt fliehen oder wurden in Konzentrationslager deportiert und dort ermordet.

Schülerinnen und Schüler der Weibertreuschule (Verbundschule) und vom Justinus-Kerner-Gymnasium Weinsberg haben symbolisch weiße Rosen an den neu verlegten „Stolpersteinen“ niedergelegt. Im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Weinsberg

Hier lebte einst die Familie Alfred Thalheimer

Vielen Dank an alle, die sich mit uns zusammen für die Verlegung der Stolpersteine eingesetzt haben!

Die beiden jüdischen Familien Thalheimer

Familie Alfred Thalheimer lebte bis zur Mitte der 1930er Jahre in der Stadtmühle in der Kanalstraße 37. Alfred Thalheimer (geb. 23. Juni 1897 als Sohn des Aron Thalheimer und der Mina Thalheimer geb. Henle in Lehrensteinsfeld) war verheiratet mit Martha Thalheimer geb. Kaufmann (geb. 7. Mai 1903). Sie hatten einen Sohn Fritz (geb. 2. März 1929 in Weinsberg) und eine Tochter Nelly (geb. 22. Januar 1930). Die Familie konnte 1934 noch rechtzeitig nach Frankreich (Lyon) auswandern, wo sie überlebte. Im Haus Kanalstraße 37 wohnten – nach Angaben des Adressbuches Weinsberg 1936 – danach nichtjüdische Personen. Im Zuge des Restitutionsverfahrens nach 1945 verkaufte Alfred Thalheimer sein Anwesen an den Wirt vom Gasthof Ochsen. Alfred Thalheimer lebte mit seiner Familie inzwischen in den USA und verstarb im April 1975, seine Frau Martha am 1. Juli 1988 in Los Angeles, CA/US. Der Sohn Fritz (Fred) Thalheimer ist am 21. Dezember 1999 in Santa Rosa, Sonoma CA/USA gestorben.

Familie Hirsch Thalheimer lebte ab den 1930er Jahren im Haus in der Bahnhofstraße 32. Hirsch Thalheimer (geb. 6. November 1867 in Lehrensteinsfeld als Sohn von Max Thalheimer) war Inhaber einer Viehhandlung. Er war verheiratet mit Bertha (Bella) Thalheimer geb. Hirschheimer (geb. 1. September 1876 als Tochter von Nathali Hirschheimer und Lena geb. Falk in Lehren).

Das Ehepaar hatte drei Töchter: Gertrud (geb. 18. November 1899 in Weinsberg), Rosa (geb. 6. Juni 1901 in Weinsberg), Klara (geb. 30. Oktober 1903 in Weinsberg).

Die Tochter Klara heiratete Rudolf Krakauer (geb. 22. Januar 1896 in Berlin), mit dem sie einen Sohn Kurt Jakob hatte (geb. 20. Mai 1936 in Hannover). Die Familie Krakauer lebte anfangs in Hannover, ab 1939 in Weinsberg bei den Eltern von Klara in der Bahnhofstraße 32, danach wieder in Hannover. Von Hannover aus wurde die Familie Krakauer am 15. Dezember 1941 in das Ghetto Riga deportiert. Alle drei sind umgekommen.

Hirsch und Bertha Thalheimer wurden am 1. Dezember 1941 mit der Tochter Gertrud nach Riga deportiert. Bei dieser Deportation ist Gertrud verschollen. Über verschiedene Zwischenstationen wurden Hirsch und Bertha am 22. August 1942 ins Ghetto Theresienstadt gebracht. Hirsch starb dort am 20. März 1943, Bertha am 2. September 1943.

Die Tochter Rosa konnte in die USA emigrieren. Sie hatte nach 1945 noch Kontakte zu der Familie, die das Haus der Thalheimers in der Bahnhofstraße 32 gekauft hatte.